15. September 2021
Kreislauffähiges Bauen und Wohnen im KREIS-Haus
Im KREIS-Haus in Feldbach ZH erleben Interessierte, wie klimaneutrale Kreislaufwirtschaft im Bau- und Wohnbereich funktioniert. Beim Pionierhaus ist alles nach dem Kreislauf-Prinzip aufgebaut. Auch bei der Aussenfassade wurden nachhaltige und reziklierbare Materialien verwendet. Die Fassadenbeschichtung wurde von den Mitarbeitenden der Dittlimaler AG ausgeführt.
Der Gebäudesektor ist für mehr als 40 Prozent des weltweiten Ressourcen- und Energieverbrauchs verantwortlich. Entsprechend gross ist das Potenzial zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz bei Gebäuden. Im schweizweit einzigartigen KREIS-Haus (Klima und Ressourcen-Effizientes Suffizienz-Haus) in Feldbach am Zürichsee wird umweltschonende Kreislaufwirtschaft erforscht und erlebbar gemacht. Das Pionierhaus stellt der Forschung einen Raum zur Verfügung, um neue kreislauffähige Technologien und Materialien in der Praxis auszuprobieren sowie diese der Öffentlichkeit in Form eines Prototyps vorzustellen.
Das KREIS-Haus besteht aus einer voll ausgebauten kleinen Wohneinheit mit Wintergarten. In der Kreislaufwirtschaft werden Abfallstoffe wieder zu Wertstoffen. Durch dieses zweite oder dritte Leben erhält jeder Stoff seinen individuellen Lebensweg. Für den Bau wurden Naturbaustoffe wie Lehm, Kalk und Holz verwendet, aber auch langlebige, rezyklierte und wiederverwendete Materialien.


Traditionelles Handwerk aus einheimischen Materialien
Für die Fassadenbeschichtung wurde die Dittlimaler AG aus Uster herbeigezogen. «Ich bin stolz, dass wir an einem solchen Projekt mitarbeiten dürfen», sagt Unternehmer René Frick. Besonders freut ihn, dass er bei dieser Gelegenheit seinen Lernenden die Chance geben kann, alte Techniken kennenzulernen.
Traditionelles Handwerk in «transformierter Form» zu leben, ist Fricks Motto. Das zeigt sich an der ostseitigen Fassade. Hier ziehen seine Mitarbeitenden zwei Arten von Putzen auf: Einen Kratzputz und einen zweifarbigen Besenstrich. Die Putze sind aus einheimischen Materialien gemischt, darunter Sand aus der nahegelegenen Zürcher Oberländer Gemeinde Wald und Sumpfkalk aus Netstal GL, der sich schon an vielen Objekten bewährt hat. Dazu kommen natürliche Pigmente.
Im grauen Kratzputz bringt dazugemischter Glimmer eine moderne Anmutung rein. Dem heutigen Trend an der Fassade folgt auch der Besenstrich, den die Maler mit einer Zahntraufel horizontal aufziehen. Dabei wird zuerst der grüne Putz aufgetragen. Anschliessend werden die Rillen mit einem schwarzen Putz gefüllt. Die dunkle Färbung erhält der Putz durch das Rebschwarz, ein aus Holzruss gewonnenes Pigment.

Aussenfassade als Kunstwerk
Während heute gefordert wird, die Rillen schnurgerade zu ziehen, streben die Dittlimaler am KREIS-Haus das Gegenteil an. «Es handelt sich hier um ein Kunstwerk. Man darf das Handwerk sehen», erklärt Frick. Dazu gehört neben den unregelmässig verlaufenden Rillen auch, dass der Oberputz Lufteinschlüsse hat. Den getrockneten Besenstrich schleifen die Malerinnen und Maler und hydrophobieren ihn anschliessend mit Marseilleseife.

Langfristige Lösung
Um ein zu schnelles Abbinden des Putzes zu verhindern, hatten Frick und seine Leute befeuchtete Baumwolltücher ans Gerüst gehängt. Auch die restlichen Arbeiten orientieren sich an Traditionellem Handwerk. Die Schindeln an der Westfassade erhalten eine mit dem Pinsel aufgetragene Imprägnierung aus Leinöl.
Von der Bauherrschaft hatte René Frick zwei Vorgaben bekommen: Die Materialien müssen nachhaltig und reziklierbar (an einem anderen Bau wiederverwendbar) sein. An der Putzmischung tüftelten er und seine Mitarbeitenden rund 150 Stunden ausserhalb der Arbeitszeit. Am Schluss fanden sie eine Lösung, die, so ist der Malermeister überzeugt, 50 bis 100 Jahre hält. «Dieses Vorgehen ist zwar am Anfang teurer, als wenn man ein fertiges Produkt aus dem Kübel nimmt, aber es lohnt sich finanziell langfristig, weil der Renovationsintervall sehr lang ist», sagt er.
Text: Raphael Briner und Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen
Bilder: ZHAW und SMGV
Weitere Informationen zum KREIS-Haus
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