Heldengeschichten: Vom Weisselpulver zur Dispersion
Im Jahre 1910 gründete Ernst Knuchel die Knuchel & Cie. als chemisch technischer Betrieb. Ein wichtiges Produkt der ersten Stunde war das Brillant-Weisselpulver (Blanc-fix) – ein Weissmacher für unzählige russgeschwärzte Küchen, aber auch für Stallungen und alle weiteren Räume, die einer Auffrischung bedurften.
Um etwas Farbe in das viele «Weiss» zu bringen, lancierte man sehr bald auch die Brillant-Wasserfarben, die bei der Kundschaft grossen Anklang fanden. Zu eigenen Überraschung Knuchels wurden die Wasserfarben innert kurzer Zeit zu einem Bestseller und legten den Grundstein für die zukünftige Lack- und Farbenproduktion.
Wahrzeichen als Marke
Durch den Erfolg mit den Brillant-Wasserfarben ermutigt, begann man anfangs der 1920er-Jahre die Farbenlinie auszubauen und die ersten Ölfarben und Glanzölfarben herzustellen. Gleichzeitig mit diesen Farben führte man die Schutzmarke Turm ein – ein Gütesiegel, das für gute Wetterbeständigkeit, hohe Deckkraft und bestmögliche Lichtechtheit der Farben bürgte.
Das Markenemblem Turm weisst auf das Wahrzeichen von Wiedlisbach hin, einen auf das 13. Jahrhundert zurückgehen Wehrturm, das bis heute im Besitze der Familie Knuchel liegt und zu jener Zeit auch als Produktionsstätte diente.
Zum modernen Industriebetrieb
Mit dem Eintritt der zweiten Generation Marc und Gerhard Knuchel im Jahr 1952 erfolgte die Umsetzung zu einem modernen Industriebetrieb. Sie begannen ihr frisch erworbenes Fachwissen einzubringen und die Fabrikation der Farb- und Lackprodukte voranzutreiben.
Innovativ war die Verwendung von neu erfundenen Alkydharzen, die der Farb- und Lackherstellung neue Möglichkeiten eröffneten und die auf Leinöl und Naturharz aufbauenden Produkte mehr und mehr verdrängten. Die synthetischen Harze machten grosse Qualitätssteigerungen möglich: in der Applikation, der Haftung, der Trocknungsgeschwindigkeit, der Vergilbungsbeständigkeit, der Haltbarkeit und der Temperaturunabhängigkeit.
Kaum Werbung nötig
Schritt für Schritt entwickelte man also die ersten Kunstharzfarben und schon bald auch die wasserverdünnbaren Dispersionsfarben. Anfänglich fehlten die Erfahrungswerte und die neuen Produkte mussten während mehrerer Jahre auf Wetterfestigkeit geprüft und ständig verbessert werden.
Der Durchbruch gelang, als Dispersionsrohstoffe auf Acrylbasis erhältlich wurden. Die Firma wusste diese Rohstoffe zweckmässig einzusetzen und war damit einer der ersten Betriebe in der Schweiz mit einer zuverlässigen Dispersionsfarbe auf Acrylbasis im Angebot. Die Vorzüge dieser Durovit-Dispersion gegenüber den herkömmlichen Dispersionen waren so überzeugend, dass für das Produkt kaum Werbung gemacht werden musste.
Bis heute familiengeführt
Die drei Markenprodukte Brillant, Turm und Durovit aus den Anfängen der Farben- und Lackindustrie haben bis heute ihre Bedeutung behalten, auch wenn die Produkte in ihrer Art natürlich nicht mehr mit früher zu vergleichen sind.
Dies aus unterschiedlichen Gründen, einerseits durch effektivere Rohstoffe und wirksameren Additiven, anderseits durch eine Konzentration der Rohmaterialien durch die Reach-Verordnung. Im Laufe der Jahre sind viele weitere Markennamen dazugestossen, die den Verarbeitern zusätzliche Möglichkeiten bieten.
Die Knuchel Farben AG ist bis heute ein familiengeführtes Unternehmen in vierter Generation und beschäftigt in der Gruppe rund 180 Mitarbeitende. Die Kernkompetenzen sind im Bereich Bautenschutz (Vertrieb durch die eigenen Colorama-Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz), Industrie- und Fahrzeuglacke, Korrosionsschutz, Holzschutz und Spezialitäten sowie auch Lohnfabrikationen. Rund 80 Prozent des Umsatzes wird in der Schweiz erzielt.
Text und Bilder: Knuchel Farben