Die auf dem Lehm tanzten
Architekt Marcel Hegg war für den Neubau des Centre Albert Anker sowie den Umbau und die Sanierung des Albert-Anker-Hauses im bernerischen Ins verantwortlich. Heggs beruflicher Werdegang hatte ihn zum einfachen und natürlichen Bauen geführt, «quasi als Gegenbewegung zu Minergie- und High-Tech-Bauten», wie er sich ausdrückt. Das brachte selbstredend eine Auseinandersetzung mit traditionellen Baustoffen wie Holz, Lehm, Stroh oder Hanf mit sich.
Die Sanierungspläne erfolgten also mit denkmalpflegerischem Respekt vor dem historischen Bestand der Baute. Wo notwendig, sollte die bestehende Substanz repariert und dort, wo das unmöglich war, in der gleichen traditionellen Handwerksweise wie früher wiederhergestellt werden. Seit 1977 steht das Haus unter Bundesschutz, seit 2009 im Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung.
220-jährige Spuren
In der Tenne, wo früher in den Bauernhäusern das Getreide gedroschen und gelagert wurde, steht heute der Empfangsraum. Der hohe Raum ist hell, wirkt einladend und strahlt Wärme aus. Die dunkle, hölzerne Empfangstheke steht auf einem Boden aus massivem Stampflehm.
Seit der Renovation 2023 ersetzt er den ursprünglichen Lehmboden, auf dem zum Beginn des 19. Jahrhunderts Tierarzt Rudolf Anker, der Grossvater des berühmten Malers, Vieh, Pferde und Schweine aus dem Dorf und dem Seeländer Umland behandelte, was deutliche Spuren hinterliess.
In vergangenen Jahrhunderten war Lehm ein unverzichtbarer Baustoff. Stampflehmböden und Stampflehmwände waren beliebt, ihre speziellen Eigenschaften wurden sehr geschätzt. Historischer Stampflehmbau findet sich auf allen Kontinenten, so bestehen beispielsweise Teile der chinesischen Mauer im Kern aus Stampflehm.
Die ältesten Stampflehmbauten hierzulande stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wobei das thurgauische Hauptwil als Zentrum des Stampflehmbaus in der Deutschschweiz gilt.
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