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Mehr Vertrauen und ­weniger Kontrolle für echte Stärke

Die Generation Z unterscheidet sich nicht in ihrem Wesen, sondern in den Herausforderungen, die sie durch die digitale und global vernetzte Welt erlebt. Statt Kontrolle benötigen junge Menschen Vertrauen und Herausforderungen, um Resilienz und Eigenständigkeit zu entwickeln.
14.01.2025 Trend
  • Der Militärdienst hilft jungen Menschen, ihre Stärken und ihre Widerstandskraft zu erkennen.

    Der Militärdienst hilft jungen Menschen, ihre Stärken und ihre Widerstandskraft zu erkennen.

Es wird oft über die Generation Z gesprochen, jedoch selten mit ihr. Die Stimmen der jungen Menschen selbst bleiben daher oft ungehört, während ältere Generationen wiederkehrende Sorgen und Kritik äussern. Die Jugend wird dabei nicht selten als besonders rebellisch, anders oder unerfahren dargestellt. Doch ist diese Wahrnehmung tatsächlich neu?

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Menschen seit Jahrhunderten die Jugend als unruhig oder rebellisch beschreiben. Der römische Philosoph Cicero sagte einst: «Die Jugend liebt den Luxus, sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, respektiert die Älteren nicht.» Auch George Orwell stellte in seinen Schriften infrage, wie sich soziale Strukturen verändern und ob der Mensch sich wirklich weiter­entwickelt. Und Martin Luther prangerte die Jugend seiner Zeit an, indem er behauptete, sie sei «verkommen und ohne Disziplin». 

Doch zeigt sich hier nicht eher eine Konstanz im Denken über die Jugend als eine echte Veränderung? Die ­Frage, die sich aufdrängt, lautet: Sind die Generationen wirklich so unterschiedlich, oder sind es vielmehr die Umstände, die sich wandeln, während der Mensch im Wesentlichen derselbe bleibt?

Menschen haben über die Jahr­tausende die gleichen Instinkte, die gleichen Triebe und Grundbedürfnisse behalten. Es ist die Umwelt, die sich im Laufe der Geschichte grundlegend verändert hat. Technologische ­Fortschritte, gesellschaftliche Umwälzungen und wirtschaftliche Krisen haben das Umfeld, in dem junge Menschen aufwachsen, immer wieder neu geprägt. Doch trotz der unterschiedlichen Umgebungen bleibt das menschliche Verhalten im Kern ­konstant. 

Die Generation Z unterscheidet sich daher nicht in ihrem Wesen, sondern in ihren Herausforderungen und Erfahrungen. Sie ist digitaler und globaler vernetzt, hat jedoch dieselben grundlegenden Fragen wie alle ­Generationen zuvor: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Und wie kann ich die Welt verstehen und verbessern?

Diese Fragen begleiten junge Menschen seit Jahrtausenden, und die jetzigen suchen wie alle Generationen zuvor nach Antworten, die Sinn stiften und Orientierung bieten. Was jedoch den Unterschied macht, ist das Mass an Kontrolle und Struktur, das ihnen von älteren Generationen auferlegt wird. Kontrolle und Überwachung zeigen letztlich nur eines: ein mangelndes Vertrauen in die Jugend. Dabei ist gerade Vertrauen die Basis, auf der junge Menschen Resilienz und Selbstständigkeit entwickeln.

Vertrauen statt Kontrolle

Um die nächste Generation zu stärken, braucht es weniger Kontrolle und mehr Vertrauen. Junge Menschen müssen lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und aus ihnen zu lernen – auch aus den Fehlern. Kontrolle verhindert, dass sie sich als eigenständige, verantwortungsvolle Individuen erleben können. Stattdessen sollten sie gefördert und gefordert werden, sich ihrer eigenen Stärke und Widerstandskraft bewusst zu werden.
 

Im Militär lernen junge Menschen durchzuhalten. Im Militär lernen junge Menschen durchzuhalten.

Ein Beispiel hierfür ist das Militär. Junge Menschen werden dort an ihre physischen und psychischen Grenzen gebracht. Sie erleben, wie es ist, zu kämpfen und durchzuhalten, auch wenn es anstrengend und unbequem ist. Doch diese Herausforderung ist nicht ziellos; sie vermittelt einen tieferen Sinn, Stolz auf die eigene Leistung und das Dienen für die Gemeinschaft. Es geht nicht darum, sie blind zum Befolgen von Befehlen zu drängen, sondern darum, ihnen die Bedeutung ihrer Anstrengungen klarzumachen und sie auf diesem Weg zu begleiten.

Mentor und Sinnstifter

Es ist Aufgabe der älteren Generation, junge Menschen zu mentoren, ihnen Sinn zu vermitteln und sie nicht nur zu führen, sondern auch zu inspirieren. Stures Befehlen und übermässige Kontrolle fördern keine verantwortungsvollen Erwachsenen. Es braucht ein Gleichgewicht zwischen Anleitung und Freiheit, Herausforderung und Vertrauen. Wenn die Jugend spürt, dass sie ernst genommen wird und eine Aufgabe übernimmt, die wertgeschätzt ist, wird sie diese auch mit Hingabe ­erfüllen.

Junge Menschen suchen nach einer Herausforderung, möchten aber den Sinn darin erkennen und erleben, dass ihre Anstrengungen einen Wert haben. Diese Wertschätzung und dieses Vertrauen in ihre Fähigkeit, die Welt aktiv mitzugestalten, sind entscheidend. So wächst eine Generation heran, die widerstandsfähig und stolz auf ihre Leistungen ist.

Die ältere Generation ist gefragt

Es sind weniger die jungen Menschen selbst, die sich verändert haben, sondern die Welt, in der sie leben. Sie benötigen keine ständige Kontrolle, sondern ein Umfeld, das Vertrauen, Förderung und echte Herausforderung bietet. Die ältere Generation ist gefragt, ihre Rolle als Mentor und Sinnstifter wahrzunehmen, um den Jungen Raum zur Selbstentfaltung zu geben und sie an ihre Grenzen zu führen – nicht, um sie zu brechen, sondern um ihnen zu zeigen, wozu sie fähig sind.

Text Mathias Müller
Bilder Schweizer Armee/DMA

 
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