Hat ein Bau «nasse Füsse», braucht es viel Sorgfalt
Frühling und Sommer 2024 waren sehr regnerisch und aussergewöhnlich feucht. Schwachstellen in der Gebäudehülle kamen deshalb verstärkt zum Vorschein. Bei den allermeisten Bauschäden ist Wasser in irgendeiner Form beteiligt. Sei es als Flüssigwasser, Wasserdampf oder in seiner gefrorenen Form. Der Maler hat in seiner täglichen Arbeit sehr häufig mit «Wasserschäden» zu tun. Insbesondere Altbauten zeigen häufig das Zerstörungspotenzial des Wassers.
Wo die Feuchte herkommt
Die Eintrittspforten für Wasser am Gebäude können vielfältige Ursachen haben (Bild 1). Im Fokus stehen vor allem die Fassade, die Sockelzone und die Kelleraussenwände. Schäden entstehen durch Einwirkung von Niederschlag, undichte Anschlussdetails, Spritzwasserbelastung im Sockelbereich, Bodenfeuchtigkeit und Grundwasseranstieg sowie mangelhafte oder fehlende Abdichtungen.
Gerade bei älteren Gebäuden ist nicht immer klar, wie oder ob überhaupt eine Abdichtung der Aussenwände erfolgt ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass beispielsweise durch eine umliegende Bebauung durch grosse Gebäude oder Versiegelung der Oberflächen durch Parkplätze usw. sich heute völlig andere Feuchtebelastungen ergeben, als dies zur damaligen Bauzeit der Fall war. Das bedeutet nichts anderes, als dass Bauteile im Erdreich, die vor 100 Jahren funktioniert haben, heutzutage ihre Funktion verloren haben können.
Fundament freilegen
Eine Beurteilung lässt sich nur vornehmen, wenn aussen das Untergeschoss bis zum Fundament freigelegt wird (Bild 2). Je nach Zustand kann es aber schwierig bis sogar unmöglich sein, nachträglich klassische Abdichtungsmassnahmen durchzuführen.
Bei Feuchtigkeitsschäden an Kelleraussenwänden sollte man immer den Blick nach aussen richten. Läuft direkt oder in der Nähe ein Ablaufrohr, muss dieses aufgegraben und überprüft werden. Alte gusseiserne Rohre sind häufig durchgerostet oder Verbindungen haben sich durch Setzungen voneinander gelöst (Bild 3).
Durch einfache «Beregnungsversuche» lässt sich der Weg des Wassers oftmals besser nachvollziehen und es kann überprüft werden, ob Wasser vom Gebäude weg oder zum Gebäude hin fliesst und ob vorhandene Entwässerungsöffnungen ihre Funktion erfüllen können (Bild 4).
Die Sockelbereiche sind die meistbeanspruchten Flächen einer Aussenwand. Die Belastungen durch Feuchtigkeit, Salze sowie mechanische Beanspruchungen durch Verkehr, Menschen und Tiere sind sehr hoch. Der Sockel eines Gebäudes ist gegen eindringende Feuchtigkeit, insbesondere durch Spritzwasser, zu schützen. Die Spritzwasserzone reicht in der Regel von der Bodenfläche bis 30 Zentimeter hinauf.
Hier sind spezielle Abdichtungsmassnahmen erforderlich, um Schäden zu vermeiden. Die verwendeten Baustoffe müssen ausreichend fest, wasserabweisend und widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und Frost sowie mechanische Beschädigung sein. Leider sieht man häufig, insbesondere an Altbauten, unfachmännisch ausgeführte Sanierungsversuche (Bilder 5 bis 7).
Einfach überstreichen geht nicht
Einfach überstreichen geht eben nicht. Kosmetische Renovationen sind zwecklos. Die Ursache muss ermittelt werden und dazu gehört eine sorgfältige Untergrundprüfung nicht nur im betroffenen Bereich, sondern es ist eine ganzheitliche Bestandsaufnahme notwendig. Oft liegen Millimeter dicke Altbeschichtungen vor, die dann zum wiederholten Male erneut überstrichen werden, was in kürzester Zeit wieder zu den bekannten Schadensbildern führt.
Schäden durch Feuchteeinwirkung
Das Finden der Schadensursache ist häufig gar nicht so einfach. Wie auf Bild 8 zu sehen ist, war man bei diesem Feuchteschaden in einem Untergeschoss augenscheinlich davon ausgegangen, dass über die Böden und Wände nach Starkregen flächig Wasser eintrat. Durch Messungen mit der Neutronensonde konnte die Stelle eingegrenzt und lokalisiert werden. Es war eine undichte Betonfuge in der Bodenplatte, durch die bei Starkregen Wasser eindrang und zu den flächigen «Überflutungen» führte.
Wasserdichte Anschlüsse zwingend
Wie wichtig wasserdichte Anschlussdetails sind, ist auf Bild 9 zu sehen. Durch thermische Längenänderungen einer Blechverkleidung kam es am Putz zu Rissen und Abplatzungen. Wasser drang ein und über die Jahre haben Durchfeuchtungen und Frostschäden zu grossflächigen Putzabplatzungen geführt.
In einem Naturkeller einer alten Villa waren massive Feuchteschäden und Salzausblühungen vorhanden (Bild 10). Wie sich herausstellte, wurden in der Vergangenheit zig Versuche unternommen, um dem Problem auf den Pelz zu rücken. Leider ohne Erfolg. Interessanterweise war alles Mögliche vorhanden, von Kalkputzen über Zement- und Gipsputze und von Kalkfarben über Dispersions- bis hin zu Zweikomponenten-Epoxidharzfarben.
Nichts brachte den gewünschten Erfolg. Ein typisches Beispiel dafür, dass keine Ahnung darüber herrschte, was eigentlich das Problem ist. Es wurde einfach wild darauf los probiert ohne Plan und Verstand.
Gesteuerte Lüftung
Auf Bild 11 ist die gleiche Wand wie auf Bild 10 zu sehen, jedoch nach der Sanierung. Da eine Aussenabdichtung nicht möglich war, wurde zumindest innen alles bis auf das Natursteinmauerwerk entfernt, sodass die Abtrocknung in den Raum nicht behindert wird. Die Raumfeuchte wird gezielt über eine gesteuerte Kellerlüftung abgeführt. Je nach Jahreszeit müssen relative Luftfeuchten bis 80 Prozent akzeptiert werden können. Falls nicht, ist ein solcher Lösungsansatz nicht möglich.
Es ist immer auf Anzeichen zu achten, die auf Feuchteschäden hinweisen könnten wie besonders stark veralgte oder pilzbefallene Flächen mit Putzaufwölbungen wie auf Bild 12. Hier wäre es falsch, der Bauherrschaft aus möglichen Kostengründen nichts zu sagen und mögliche Schadensursachen zu verschweigen. In diesem Fall war der unter dem Putz horizontal verlaufende Balken durch Holzfäule stark zerstört, was eine umfangreiche Sanierung (auch Statik) notwendig machte.
Salzausblühungen
Wasseraufnahme und Salztransport können bei Baustoffen nur über vorhandene Poren stattfinden. Deshalb stellen Grundkenntnisse über die Porosität den Schlüssel zum Verständnis der Gesamtproblematik dar. Feuchtetransport und Salzausblühungen sind immer gemeinsam zu betrachten. Wichtig sind für das Gesamtverständnis Grundkenntnisse über Porengeometrie, -volumen und -grössenverteilung. Diese Eigenschaften sind massgeblich für die kapillare Leitfähigkeit. Die Poren werden je nach ihrer Grösse eingeteilt:
- Mikroporen < 10-7 m, keine kapillare Leitfähigkeit
- Makroporen > 10-7 m, kapillare Leitfähigkeit
- Luftporen > 10-4 m, kapillarbrechend
Wasser/Zement-Wert entscheidend
Beim Beton entscheidet der Wasser/Zement-Wert über die kapillare Wasseraufnahme. Das heisst, je mehr Wasser beim Mischen verwendet wird, umso mehr Poren (Makroporen) bilden sich beim Härten. Durch zu viel Wasserzugabe werden der Karbonatisierungswiderstand geringer und die kapillare Wasseraufnahme höher.
Die Bilder 13 und 14 zeigen typische Schadensbilder durch hohe Mauerfeuchtigkeit und Salzausblühungen. In der Verdunstungszone kristallisieren die Salze aus. Beim Kristallisieren entsteht hoher Druck und es kommt zu einer massiven Volumenzunahme. Weder ein Putz noch eine Beschichtung kann den hohen Kristallisationsdrücken von teils weit über 100 N/mm2 standhalten. Hinzu kommt die hygroskopische Feuchteaufnahme salzbelasteter Oberflächen. Die Salze lagern Feuchtigkeit aus der Luft (hohe relative Umgebungsluftfeuchte) an und fangen an, sich zu verflüssigen.
Optisch sieht man eine Durchfeuchtung der Wand. Häufig wird aufsteigende Feuchtigkeit diagnostiziert, obwohl der Putz «nur» durch hygroskopische Feuchte und Salze belastet ist. Oft bringen teure Sanierungen nicht den gewünschten Erfolg, weil vorab auf Zustandsuntersuchungen verzichtet und letztendlich am eigentlichen Problem vorbei saniert wurde.
Anstrichschäden durch Salzausblühungen sind nicht nur auf Altbauten begrenzt. Auch bei neuen Gebäuden findet man rasch erste Anzeichen von Salzausblühungen, besonders häufig bei Betonbauten. Ausblühungen bilden sich, wenn Salze durch Wasser, das im Beton wandert, gelöst werden und an der Baustoffoberfläche durch Verdunsten oder chemische Reaktionen der Salzlösung zurückbleiben.
In der Regel bestehen Ausblühungen auf Betonoberflächen aus Calciumcarbonat. Dieses entsteht durch die chemische Reaktion zwischen atmosphärischem Kohlendioxid und Calciumhydroxiden aus dem Beton. Sichtbar sind farbliche Veränderungen der Oberfläche, pelzige Verkrustungen auf dem Untergrund und flächige Beschichtungsablösungen.
Aber Achtung! Farbliche Veränderungen der Beschichtungsfläche können auch auf Kreidung und mangelhafte Licht- und Wetterbeständigkeit der Pigmente zurückzuführen sein. Mancher Betonausblühungsschaden hat sich bei näherer Untersuchung als Beschichtungsstoffmangel erwiesen.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe der «Applica», worauf Maler/innen bei der Sanierung von Kellern achten müssen.
Text und Bilder Thomas Stahl und Wolfram Selter
Die Autoren: Thomas Stahl ist Mitinhaber und Geschäftsführer der IABP Bauphysik AG in Winterthur ZH. Wolfram Selter ist freier Mitarbeiter der IABP Bauphysik AG.