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TSR-Pigmente mit kleinem, aber steigendem Anteil

Seit 2010  machen TSR-Pigmente sehr dunkle Farbtöne an Fassaden möglich. Die «­Applica» hat sich bei Herstellern und Lieferanten umgehört, wie diese speziellen Pigmente deren Produkte beeinflusst haben.
10.06.2024 Wissen Applica +
  • Ein Haus mit dunkler Fassade

    Referenzobjekt in Adliswil ZH. Bild: DAW Caparol

Sonnenstrahlung setzt sich zu 42 Prozent aus ultraviolettem und sicht­barem Licht und zu 58 Prozent aus unsichtbarer Nahinfrarotstrahlung (NlR) zusammen. Der Hellbezugswert (HBW) drückt aus, welche Helligkeit eine Farbe für das menschliche Auge im Vergleich zu reinem Weiss (HBW 100) beziehungsweise zu tiefem Schwarz (HBW 0) hat. Der TSR-Wert (engl. «Total Solar Reflectance») beschreibt den Anteil der von einer Beschichtung reflektierten Sonnenstrahlung. Der TSR-Wert wird in Prozent angegeben. Je höher die Prozentzahl, umso höher ist die Reflexion. Für Russpigmente, die in der Regel als Standard-Schwarzpigmente eingesetzt werden, beträgt der TSR-Wert normalerweise weniger als 5 Prozent und es werden bei Sonnenstrahlung Oberflächentemperaturen von über 80 °C erreicht.

In Praxistests führt die verbesserte NIR-Reflexion anorganischer Schwarz-Pigmente mit erhöhtem NIR-Reflexionsvermögen im Vergleich zu anderen Schwarzpigmenten zu einer Temperaturreduktion von bis zu 20 ° C auf der Oberfläche.

Beschichtungen auf VAWD

Fakt ist, dass auf Verputzten Aussenwärme­dämmungen (VAWD) selbst mit optimierten ­Pigmentmischungen kritische Temperaturen von über 70 °C nicht vermieden werden können. Hier die Zahlen zur Bestimmung des TSR-Werts für Beschichtungen auf VAWD:

  • Eine schwarze Oberfläche mit einem HBW von zirka 7 wärmt sich an der Sonne auf maximal 81 ° C auf. 
  • Eine Oberfläche mit einem HBW von 30, was dem für die Schweiz gültigen Maximalwert für die Beschichtung einer Verputzten Aussenwärmedämmung entspricht, erwärmt sich auf zirka 68 ° C.
  • Eine schwarze Oberfläche mit einem TSR-Wert von 28,7  Prozent wärmt sich an der Sonne auf maximal 71  ° C auf. 
  • Mit einem TSR-Wert von mindestens 31  Prozent wird die Temperaturanwendungsgrenze von 70 ° C nicht überschritten.

Um ein Zwischenfazit zur Situation am Markt nach rund 15 Jahren ziehen zu können, hat die «Applica» Herstellern zu TSR-Pigmenten drei Fragen gestellt gestellt. Hier sind die Antworten:

Seit ein paar Jahren sind TSR-Pigmente auf dem Markt. Wie gross ist der Anteil gegenüber den herkömmlichen Pigmenten im Bereich ­Aussenprodukte?
Sto Schweiz AG: Der Anteil an NIR-Pigmenten zum Gesamtabsatz beträgt weniger als 5 Prozent.
Saint-Gobain Weber AG: Der Anteil an TSR-Pigmenten gegenüber den herkömmlichen ­Pigmenten lag in den letzten Jahren bei 3 bis 4 Prozent.
Karl Bubenhofer AG: Der Anteil an TSR-Pigmenten bei Farbtönen unter dem Hellbezugswert 30 liegt bei rund 25 Prozent. Wird ein kritisch­er Farbton gewünscht, empfehlen wir dem Planer, den Farbton anzupassen (ver­gleiche dazu die Tabelle «Grenzwert»).
DAW Caparol: In den letzten Jahren ist ein Trend zu dunklen Fassaden zu beobachten, sodass die Nachfrage nach spezifischen Systemen und Produkten steigt. Oftmals reichen Anpassungen bei den Dämmstoffen oder den Bewehrungsmaterialien, wie carbonfaserverstärkte Armierungsmassen, aus. Noch gibt es nur wenige Fassaden, die den effektiven Einsatz von TSR-optimierten Pigmenten erfordern.
Dold AG: TSR-Pigmente werden aufgrund ihrer «kühlenden» Eigenschaften hauptsächlich für «dunkle Fassadenfarben» verwendet. Der Anteil der Weiss- und Pastelltöne in Fassadenfarben überwiegt deutlich, sodass der Anteil der konventionellen Pigmente nach wie vor grösser ist.
Bosshard-Farben AG: Infrarot-reflektierende Eigenschaften von Pigmenten waren schon immer stark unterschiedlich. Gezielt werden von uns Pigmente mit hohen TSR-Werten zu einem Anteil von gegen 25 Prozent in Fassadenfarben eingesetzt, um unter anderem die Lang­lebigkeit der Beschichtungen zu optimieren.

Ist dieser Anteil ansteigend, ­konstant oder ­rückgängig? Was sind die Gründe dafür?
Sto Schweiz AG: Der Anteil ist leicht steigend. Grund dafür ist der zunehmende Kundenwunsch nach dunklen, intensiven Farbtönen.
Saint-Gobain Weber AG: Dieser Anteil ist ­konstant.
Karl Bubenhofer AG: Wir werden sehr häufig mit Anfragen «dunkle Farbtonwünsche auf ­Verputzten Aussenwärmedämmsystemen» konfrontiert. Dieser Trend ist also nach wie vor erkennbar.
DAW Caparol: Die Nachfrage nach diesen ­Produkten steigt stetig, wenn auch nur gering­fügig an.
Dold AG: Eine Auswertung der Farbtöne bei Fassadenfarben zeigt in den letzten Jahren kaum Veränderungen in der Farbtonwahl von Architektur und Bauherren. Es ist eine gewisse Stabilität in der Architektur eingetreten, wodurch der Anteil an TSR-Pigmenten stabil geblieben sein dürfte.
Bosshard-Farben AG: Steigend. Leistungs­starke, anorganische IR-Pigmente werden bewusst eingesetzt.

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